Vom Klick zum Kunstwerk: Mein Prozess der Bildbearbeitung
Die Hochzeit ist gefeiert, die Emotionen klingen nach und die Vorfreude auf die Bilder beginnt. Oft erreicht mich dann die Frage: „Was passiert jetzt eigentlich mit den Fotos und warum dauert es einige Wochen, bis wir sie sehen?“ Die Antwort ist einfach: weil nach dem Klick die eigentliche künstlerische Arbeit erst beginnt.
In diesem Artikel möchte ich euch einen ehrlichen und transparenten Blick hinter die Kulissen gewähren. Ich nehme euch mit in meine digitale Dunkelkammer und zeige euch den Weg, den eure Bilder gehen – vom Moment der Aufnahme bis zum fertigen, zeitlosen Kunstwerk, das eure Geschichte für immer bewahrt.

Schritt 1: Sicherheit zuerst – Eure Erinnerungen im Tresor
Der allererste und wichtigste Schritt passiert schon lange, bevor ich nach Hause komme: bereits während eurer Hochzeit. Meine professionellen Kameras sind mit zwei Speicherkarten-Slots ausgestattet und jedes einzelne Bild wird simultan auf beiden Karten gespeichert. Sollte eine Karte ausfallen – was extrem selten vorkommt –, existiert sofort eine exakte Kopie. Für eure Erinnerungen gibt es keine zweite Chance, deshalb hat diese doppelte Sicherheit oberste Priorität.
Zuhause angekommen, werden die Daten noch in derselben Nacht auf mehrere, voneinander getrennte Festplatten und ein weiteres Online-Backup-System überspielt. Erst wenn eure Bilder an drei verschiedenen Orten sicher gespeichert sind, ist dieser Schritt abgeschlossen.

Schritt 2: Die Kunst der Auswahl – Die Geschichte des Tages finden
An einem 10-Stunden-Hochzeitstag entstehen mehrere tausend einzelne Aufnahmen. Der nächste Schritt ist der sogenannte „Culling“-Prozess: die sorgfältige Auswahl der Bilder, die am Ende eure Geschichte erzählen werden. Dieser Prozess gliedert sich bei mir in mehrere Stufen. Im ersten groben Durchgang sortiere ich die Bilder, die technisch perfekt und emotional stark sind. In zwei bis drei weiteren, feineren Durchgängen schaue ich dann, welches Bild einer bestimmten Szene die Geschichte am besten auf den Punkt bringt.
Das Ziel ist dabei nicht, einfach nur die „schönsten“ Bilder herauszusuchen. Es geht darum, eine kohärente und vollständige Reportage zu erstellen, die den ganzen Tag mit all seinen Facetten widerspiegelt – von den großen, emotionalen Momenten bis zu den kleinen Details der Dekoration und natürlich den wichtigen, klassischen Familienportraits.

Schritt 3: Die Veredelung – Kochen mit Licht und Farbe
Meine Philosophie: Qualität vor Effizienz
In der heutigen Zeit gibt es viele Wege, Bilder schnell zu bearbeiten. Der Markt ist voll von fertigen Presets, Filtern und KI-gestützten Werkzeugen. Diese Tools sind oft auf maximale Effizienz und Kostenersparnis ausgelegt. Aber das ist nicht meine Philosophie. Mein Ziel ist nicht, Zeit zu sparen – mein Ziel ist es, das bestmögliche Ergebnis zu erschaffen. Ich will Fotos, die mich als Künstler glücklich machen und die deshalb auch für euch einzigartig und besonders sind. Das ist wie in der Malerei: Man kann nach Zahlen malen, das funktioniert immer. Aber wenn man ein echter Künstler sein will, muss man lernen, selbst zu malen.
Mein Stil: Kraftvoll und doch natürlich
Ein Großteil der wahren Schönheit und des besonderen Gefühls in meinen Bildern entsteht in der Bildbearbeitung. Es geht nicht darum, die Realität zu verfälschen, sondern ihre Essenz zu verstärken. Mein Stil zeichnet sich oft durch starke Farben und Kontraste aus, die aber immer natürlich und zeitlos wirken. Diese Balance zu finden, erfordert sensible Handarbeit und den gezielten, nicht übertriebenen Einsatz der Werkzeuge. Es geht darum, mit Licht zu spielen und zu malen, den Blick zu lenken, Dinge hervorzuheben und andere dezent in den Hintergrund treten zu lassen.
Die Werkzeuge & mein Wissen
Meine digitalen Werkzeuge sind die professionellen Programme Adobe Lightroom und Photoshop. Sie geben mir alle Möglichkeiten, die ich brauche, um meine Vision umzusetzen. Selbst wenn man so ausführlich und per Hand arbeitet wie ich, kann ein optimaler Workflow und ein tiefes Verständnis der Tools eine Menge Zeit sparen, ohne die Qualität zu kompromittieren. Genau diese Techniken und diese Philosophie sind auch der Kern dessen, was ich in meinen Workshops für Hochzeitsfotografen zeige.


Ein besonderes Kapitel: Die Schwarz-Weiß-Fotografie
Viele Fotografen nehmen heute einfach ein Farbbild und ziehen per Klick die Sättigung heraus – fertig ist das Schwarz-Weiß-Bild. Das Ergebnis ist aber oft flach und ausdruckslos. Echte, ausdrucksstarke Schwarz-Weiß-Fotografie ist ein komplett eigener künstlerischer Prozess.
Auch hier ist Handarbeit der König. Ich konvertiere die Bilder nicht einfach, sondern bearbeite sie in Lightroom und Photoshop von Grund auf neu. Ich passe die einzelnen Farbkanäle an, um Hauttöne perfekt herauszuarbeiten, steuere die Grauwerte, um Tiefe zu erzeugen, und spiele mit Kontrasten, um den Fokus auf die reine Emotion, die Form und die Komposition zu lenken. Eine gute Schwarz-Weiß-Aufnahme ist nicht einfach ein Bild ohne Farbe – es ist eine Reduktion auf das Wesentliche.



Der Faktor Zeit – Warum gute Arbeit Weile hat
Der komplette Prozess für eine einzige Hochzeit – von der Datensicherung über die Auswahl bis zur finalen Bearbeitung jedes einzelnen Bildes – dauert viele Stunden, oft eine volle Arbeitswoche (40+ Stunden). Da die Bildbearbeitung höchste Konzentration erfordert und ich niemals die Arbeit an euren Erinnerungen outgesourct habe oder werde, bearbeite ich Hochzeiten immer in Etappen. So wie ein Fußballer frische Beine für ein Spiel braucht, brauche ich frische Augen, um jedes Bild mit der gleichen Sorgfalt zu betrachten. Das ist der Grund, warum es im Schnitt etwa sechs Wochen dauert, bis ihr eure fertige Galerie erhaltet.
Dieser aufwändige Prozess ist der Grund, warum das Ergebnis keine Sammlung von Schnappschüssen ist, sondern ein kohärentes, zeitloses Kunstwerk, das die komplette Geschichte eures Tages erzählt. Eine Geschichte, die ihr in eurer Galerie wieder und wieder erleben könnt.
Noch eine Frage?
Ich hoffe, dieser Einblick in meine Philosophie und Arbeitsweise war hilfreich. Wenn ihr das Gefühl habt, dass wir zusammenarbeiten sollten – sei es für eure Hochzeit oder für deine Weiterentwicklung als Fotograf – dann meldet euch gerne bei mir.